Das meint das Preisgericht
 

Die Ausrichtung des Neubaus an der bestehenden Sporthalle und der östlichen Parzellengrenze spielt drei Flächen für die Nutzung frei: Im Norden und Westen Flächen für die Organisation der geforderten Parkplätze und im Süden eine Freifläche für Sport und Aufenthaltsbereiche. Das projektierte Gebäude ist zur bestehenden Sporthalle um 90° abgedreht. Über den dadurch aufgespannten zentralen Platz und mit gekonnt gesetzten Bauminseln bildet sich ein überzeugend harmonisches Ensemble. Der zweigeschossige Baukörper gliedert sich von der Höhe her angemessen in die bestehende Bebauungsstruktur ein. Die Abstände vom Gebäude zu den benachbarten Bauten sind grosszügig. Der Pausenplatz und die Spielfelder an der südlichen Grenze dürften aber Lärmemissionen mit sich bringen.

Der Aussenraum gliedert sich in drei Bereiche. Südlich des Gebäudes ist ein grosszügiger Pausenplatz als Herzstück der Anlage mit vielfältigen Sitz- und Spielmöglichkeiten und den schattenspendenden Bauminseln geplant. Angrenzend, auf die Flucht des Sporthallenteils des Gebäudes ausgerichtet, liegt eine Fläche für zwei Beachvolleyballfelder angeordnet. Nördlich der bestehenden Sporthalle ist eine mehrfach nutzbare Fläche für Sport (Street-Basketball, Laufbahn und Fitnessbereich, Tischtennis, Badminton) vorgesehen. Die auf den Hartbelag markierte Laufbahn und Volleyfeld sind aus sportphysiologischen Gründen eher unrealistisch. Zudem sind in diesem Bereich auch Parkplätze eingeplant.

 

Die beiden Plätze werden durch drei Baumgruppen miteinander verbunden. Abgeschnitten hinter dem Gebäude befinden sich weitere Parkplätze. Ihre vorgeschlagene Erschliessung von der Marquard-Wocher- Strasse ist aus verkehrsplanerischer Sicht nicht gewünscht. Ein Zugang über die Marienstrasse scheint machbar, ist jedoch bezüglich Übersichtlichkeit und Sicherheit schwierig. Die Parkplätze sind grösstenteils zu eng dimensioniert, einige sind sehr schwierig zu nutzen. Velostellplätze und IV-Parkplätze sind beim Pausenplatz gut und zentral angeordnet.

 

Die präzise Setzung nimmt auf die bestehende Bebauung Rücksicht. Das Gebäude ist vertikal klar in einen Sockelbereich und einen sehr transparenten, aufgesetzten Baukörper gegliedert. Die Sport-Nutzung im Sockel und das Bildnerische Gestalten im Obergeschoss sind klar ablesbar. Das regelmässige Stützen- und Trägerraster führt zu einer ruhigen Gesamterscheinung.

 

Die Materialisierung der Umgebung ist nicht genau beschrieben. Aus Plänen und Visualisierung lassen sich jedoch wasserdurchlässige (Kiesbelag, Rasengitter) Inlets in den Belagsflächen ablesen. Diese sind für Aufenthaltsqualität, Kleinklima und Versickerung positiv.

 

Es gelingt den Verfassern, neben den vielen Spiel- und Aufenthaltsbereichen auch umfangreiche naturnahe Bereiche mit feuchten Mulden, Trockenstandorten, einheimischen Wildhecken und Gehölzen sowie Kleinstrukturen unterzubringen. Angaben zu Baum- und Gehölzarten werden zwar nicht gemacht, aus dem Beschrieb ist aber ein hohes Mass an Fachkenntnis und Willen zur naturnahen Gestaltung ablesbar.

Der Hauptzugang erfolgt von der Marienstrasse her und ist gegen den Eingang der bestehenden Sporthalle und das Hauptgebäude des Gymnasiums an der Seestrasse ausgerichtet. Das Gebäude öffnet sich im Sockelbereich bewusst gegen die mehrfach nutzbaren Flächen im Aussenraum.
 

Der Zutritt ins Gebäude erfolgt über einen grosszügigen, gedeckten Aussenbereich und am Ausstellungsraum für das Bildnerische Gestalten vorbei ins Foyer. Mit dem Ausstellungsraum wird versucht, dem Bildnerischen Gestalten schon im Zugangsbereich Sichtbarkeit zu verleihen. Die Ausformulierung des Raumes erinnert aber eher an ein Schaufenster und wird aus betrieblicher Sicht nicht als zweckmässig beurteilt. 

Die drei Geschosse sind über zwei Treppenanlagen miteinander verbunden. Eine befindet sich auf der Nordseite des Foyers und eine etwas kleinräumigere direkt beim Haupteingang. Die Wegführung und die Vertikalerschliessung erscheint gestalterisch etwas zufällig und rein funktional entwickelt. Es wird leider keine räumliche Spannung aufgebaut.

 

Die Nutzungen sind auf drei Ebenen organisiert. Auf der untersten Ebene, ein Geschoss unter Terrain, befinden sich die Sporthallen mit den Geräteräumen, der Kraftraum sowie die Garderoben. Im Erdgeschoss liegen das Foyer, der Gymnastikraum und der Theorieraum für den Sportunterricht sowie ein vom gedeckten Aussenraum her einsehbarer Ausstellungsraum für das Bildnerische Gestalten. Auf dem obersten Niveau sind die Flächen für das Bildnerische Gestalten in drei Zonen organisiert, jeweils durch raumhohe Fachwerkträger geteilt. Zentral und über ein Oberlicht natürlich belichtet befindet sich eine offene Atelier-/Ausstellungshalle, die flexibel nutzbar ist. Sie wird ost- und westseitig durch einen überdachten Aussenraum gefasst. An der Nord- und Südfassade sind die Unterrichtsräume platziert. Die drei Zonen werden über eine Raumschicht mit den Vorbereitungs- und Nebenräumen verbunden. Leider erfolgt die Erschliessung dieses Geschosses über die zwei seitlich angeordneten Treppenhäuser, welche das räumliche Potenzial des Lösungsansatzes nicht erlebbar machen.

 

Die vorgeschlagene Materialisierung entspricht den Anforderungen der Bauherrschaft. Aus ökologischer Sicht kritisch ist die rundum vollständige Verglasung der Fassade im Obergeschoss. Das vorgeschlagene statische System erscheint plausibel, wobei die Dimensionen zum Teil etwas zu schlank ausgefallen sind. Die Erläuterungen zu Haustechnik, Klima, Nachhaltigkeit und Brandschutz können weitgehend nachvollzogen werden. Die Kennwerte bezüglich Wirtschaftlichkeit sind im Vergleich aller Projekte gut.

 

Der Entwurf überzeugt durch eine einfache und schlüssige Organisation sowie eine schlichte, gut proportionierte Gesamterscheinung. Er schafft es, die geforderten Nutzungen in einem kompakten Baukörper unterzubringen und betrieblich optimal anzuordnen. Die Aussenräume zeichnen sich sowohl durch gestalterische Qualität wie auch durch hohe Aufenthaltsqualität und vielfältige Nutzbarkeit aus.

 

Wenig überzeugend ist jedoch die gewählte Lage und Ausformulierung der Wegführung und der Vertikalerschliessung. Weiter überzeugt die Erschliessung der Parkplätze auf der Nordseite nicht.


Disclaimer
 

Sämtliche Texte, Visualisierungen, Pläne und Schemas sind Bestandteil des Originalprojekts und bilden die Meinung des Verfasserteams ab.
 


Verfasserteam
 

Architektur

Haller Gut Architekten AG ETH SIA, Bern
 

Landschaftsarchitektur
Weber Brönnimann Landschaftsarchitekten AG, Bern

Holz- / Bauingenieur
Indermühle Bauingenieure HTL, sia, Thun
 

Gebäudetechnik HLKKS, E und Gebäudeautomation

Ingenieurbüro IEM AG, Thun
 

Link zum Projekt

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